Im Januar 2018 habe ich meinen ersten Zuckerentzug gemacht. Was mich dazu bewegt hat, wie es mir dabei ging und was danach kam, davon möchte ich dir hier erzählen.
Wie ich auf die Idee kam, zuckerfrei zu essen.
„Es passt eigentlich nicht zusammen, unserem Sohn Zucker zu verbieten und ihn selber zu essen.“ Zu diesem Schluss kamen wir Ende des Jahres 2017, als mein Mann und ich uns drüber unterhielten, ob unser nun einjähriger Sohn fortan Zucker essen darf oder nicht.
Bis zum ersten Geburtstag haben wir Zucker von unserem Sohn halbwegs erfolgreich fern gehalten. Doch umso besser der kleine seinen Willen kannte und ihn ausdrücken konnte, umso schwerer wurde es, dieses Vorhaben weiter umzusetzen. Wir versuchen unseren Sohn gleichberechtigt zu erziehen und halten Vorleben für die wirksamste und nachhaltigste Erziehungsmethode – doch wie können wir dann ihm verbieten was wir selber essen?
Wir zogen folgenden Schluss für uns: Entweder man hält Zucker für ungesund und verzichtet selbst darauf, oder man hält ihn für harmlos und lässt auch das Kind Zucker essen. Da wir uns recht einig waren, dass Zucker nicht gesund ist, starteten wir ein Experiment: 3 Monate zuckerfrei! Start war der 1. Januar 2018.
Mein Mann hatte damit keine großen Probleme, da er eh nicht so der Schlecker ist. Für mich war es eine große Umstellung. Ich hatte bis dahin recht viel Süßes gegessen und auch für mein Leben gern gebacken – natürlich mit Zucker.
Der Start des Zuckerfrei-Experiments
Ich stellte mir folgende Regeln auf: Obst und Trockenfrüchte sind erlaubt, ebenso gekaufter Hafer- und Reisdrink, die ja durch Fermentation Zucker enthalten. Verzichten möchte ich neben weißem und braunem Zucker auf Honig, alle Formen von Dicksaft und Sirup und anderen Zuckerersatzstoffen, wie z.B. Xylit oder Erythrit. Außerdem möchte ich darauf achten, dass ich Trockenfrüchte nur in Maßen esse.
Am Anfang war ich einerseits recht motiviert, andererseits hatte ich auch stark mit der Entwöhnung zu kämpfen. Zwar hatte ich keine Entzugserscheinungen, wie sie manche berichten, allerdings hatte ich einfach unglaublich große Lust auf Süßes. Die Marmelade aufs Brot, das Rippchen Schokolade nach dem Essen, das Stück Kuchen zum Tee… Alle diese Leckereien fielen erstmal weg.
Die Suche nach Alternativen
Ich merkte, dass ich Alternativen suchen musste, um durchzuhalten. So begann ich nach Kuchenrezepten ohne Zucker zu suchen. Das stellte sich allerdings als recht schwierig heraus, da die Definitionen von „zuckerfrei“ im Hinblick auf Rezepte doch recht unterschiedlich sind. Ich fand Rezepte mit Agavendicksaft und Xylit. Auch Rezepte mit Datteln waren zu finden, allerdings waren meist so viele Datteln drin, dass ich sie für mich zu dem Zeitpunkt nicht in Frage kamen.
Es lies mir keine Ruhe und ich begann selbst zu experimentieren. Das machte den Zuckerentzug doch einiges leichter. Ich konnte wieder backen und Kuchen essen. Auch wenn sich der Geschmack geändert hatte, das Ritual hatte ich zurück. Auch für Frühstück und den Snack zwischen durch fand ich Möglichkeiten. Trotzdem muss ich sagen, dass die ersten Wochen ziemlich hart waren.
Wenn du wissen möchtest, welche Alternativen ich gefunden habe, schau dir diesen Artikel an.
Irgendwann wurde alles leichter
Doch das Durchhalten hatte sich gelohnt! Nach ein paar Wochen war es alles viel leichter. Ich hatte mich an den neuen Geschmack gewöhnt. Der Zuckerverzicht war kein Verzicht mehr. Ich hatte mich daran gewöhnt, Kuchen mitzubringen, wenn ich irgendwo zum Kaffee eingeladen war, und mein Bekanntenkreis wusste inzwischen auch Bescheid und ich war nicht immer in Erklärungsnot. Im Gegensatz zur Anfangszeit hatte ich nicht mehr das Gefühl, etwas zu verpassen, wenn die anderen Nachtisch oder Kuchen aßen.
Körperliche Veränderungen
Nach einer Weile konnte ich dann auch positive Veränderungen an meinem Körper wahrnehmen. Ich hatte vor meinem Zuckerentzug am Abend oft einen richtig runden Blähbauch. Das war nun deutlich besser. Und auch die damit verbundenen Bauchschmerzen waren weg.
Mein Hungergefühl hatte ich auch verändert. Früher hatte ich oft sehr plötzlich Hunger bekommen und wenn ich dann nicht gleich etwas gegessen hatte, dachte ich, ich würde bald umkippen. Jetzt war es so, dass ich zwar auch irgendwann Hunger bekam, aber er kam viel gemächlicher. Ich war flexibler, was den Abstand der Mahlzeiten anging und konnte auch mal ein paar Stunden ohne Essen auskommen. Auch meine Haut war reiner und, ein riesiger Pluspunkt für mich als Frau: meine Regelschmerzen waren nicht mehr so stark.
Wie es nach dem zuckerfrei-Experiment weiter ging
Alle diese positiven Auswirkungen auf meinen Körper brachten mich dazu, dass ich nach dem Experiment noch weiter 3 Monate zuckerfrei blieb. Dann kam unser Familienurlaub. Kroatien. Erst war ich noch top motiviert, aber irgendwie wollte ich dann doch die Gebäcke probieren, die es dort gab. Also machte ich eine Ausnahme.
Leider hatte mich, bis wir wieder zuhause waren, die Sucht nach Zucker wieder voll im Griff. Ich versuchte zwar, weniger zu essen, aber zuckerfrei war ich eben nicht. Dazu kam dann, dass ich wegen meiner zweiten Schwangerschaft unter starker Übelkeit litt – ich war froh, wenn mich überhaupt etwas anmachte. Ich hatte mir mal wieder vorgenommen, mich in der Schwangerschaft gesund zu ernähren, aber wenn ich dann von der Übelkeit heimgesucht werde, ist mir einfach alles egal und meine Motivation schrumpft gegen null.
Als die Schwangerschaftsübelkeit dann besser wurde, begann ich wieder auf meinen Zuckerkonsum zu achten. Nach der Geburt meines zweiten Sohnes im Januar 2019 habe ich sozusagen meinen zweiten Zuckerentzug gemacht. Dieses Mal mit einem sanften Übergang. Ich habe schnell gemerkt, dass mir der Zucker einfach nicht gut tat und habe nach wenigen Wochen wieder komplett zuckerfrei gegessen. Mir ist es dieses Mal viel leichter gefallen als beim ersten Mal.
Für immer Zuckerfrei?
Inzwischen ist es Ende 2022 und es ist fast 4 Jahre her, dass ich meinen Zuckerkonsum überdacht habe. Um ganz ehrlich zu sein: 100% Zuckerfrei bin ich heute nicht. Es gibt immer mal Tage, an denen ich ein bisschen Zucker esse. Zum Beispiel rund um Weihnachten, wenn meine Oma, eine Leidenschaftliche Plätzchen-Bäckerin einen Teller mit ihren rund 30 Sorten Plätzchen auf den Tisch stellt. Da kann ich einfach nicht wiederstehen und genieße meine Lieblingskekse, die ich schon seit meiner Kindheit kenne.
Auch wenn jemand besondere Pralinen mitbringt oder ich von einer Torte zu sehr in Versuchung geführt werde, genieße ich manchmal bewusst etwas zuckerhaltiges Süßes. Ich merke jedoch immer schnell, dass es mir nicht gut tut. Auch werde ich manchmal doch getriggert und neige dazu, dann gleich noch mehr davon zu essen. Zum Glück habe ich genug Erfahrungen gemacht, dass ich das rechtzeitig merke und mich dann doch zusammenreißen kann und die Finger davon lasse.
Der Zucker und ich sind aktuell auf Abstand, kommen aber auch damit klar, wenn wir uns ab und zu über den Weg laufen ;-). Ich versuche ihn so gut es geht zu vermeiden, aber ich denke ein paar Plätzchen an Weihnachten oder ein Stück Torte auf einer Hochzeit wird jetzt einen gravierenden Schaden hinterlassen und ist auch kein Grund sich Vorwürfe zu machen oder deshalb in Streit zu geraten. Ich finde, Ausnahmen dürfen sein, ich möchte nur darauf achten, dass sich die Ausnahmen nicht etablieren, denn ich bin nach wie vor der Meinung, dass jeder Industriezucker schlecht für den Körper ist und es so viele tolle zuckerfreie Lebensmittel gibt, dass es sich einfach nicht lohnt, der Zuckersucht wieder zu verfallen.
Hast du schon einen Zuckerentzug gemacht? Wie geht es dir im Alltag mit oder ohne Zucker? Schreib mir gerne deine Erfahrungen als Kommentar.
Deine Franziska