Woher die Unterschiede im Geschmack von Süßem kommen und wie wir darauf Einfluss nehmen können

Wenn man in einer Runde Kuchen isst, fallen die Reaktionen ganz unterschiedlich aus: Der gleiche Kuchen ist für den einen zu wenig süß und für den anderen schon zu süß. Doch woher kommt dieser Unterschied im Geschmacksempfinden? Und können wir selbst Einfluss darauf nehmen? Dazu habe ich zwei wissenschaftliche Artikel gefunden.

Vorliebe für Süßes ist erblich

Die erste Publikation trägt den Titel „New insight into human sweet taste: a genome-wide association study of the perception and intake of sweet substances“ (auf deutsch: „Neuer Einblick in den menschlichen Süße-Geschmack: eine genomweite Assoziationsstudie über Wahrnehmung und Aufnahme von süßen Substanzen“).

Eine genomweite Assoziationsstudie ist eine Methode mit der man versucht herauszufinden, welches Gen für eine bestimmte Eigenschaft verantwortlich ist. Dafür vergleichen Wissenschaftler die DNA vieler Organismen (z.B. Menschen) in Verbindung verschiedener Ausprägungen einer Eigenschaft (z.B. die Wahrnehmung von süßen Substanzen). Anhand der Daten können sie dann im Optimalfall feststellen, welche Variation eines Gens mit welcher Ausprägung einer Eigenschaft korreliert.

Dabei stellten Sie einen engen Zusammenhang zwischen der Aufnahme von süßen Lebensmitteln und dem Vorhandensein einer bestimmten Variante eines Gens fest. Dies zeigt, dass unsere Gene unsere süße Geschmackswahrnehmung und somit auch den Verzehr süßer Lebensmittel beeinflussen.

Die Lust auf Zucker ist also ein Stück weit erblich bedingt. Doch es gibt noch einen weiteren großen Einflussfaktor auf unsere Wahrnehmung von Süßem.

Die Gewöhnung an Zucker

Erst als günstiger Zucker aus Zuckerrüben vor etwa 200 Jahren den teuer importierten Rohrzucker in Europa ablöste, wurde Zucker in großen Mengen für die Bevölkerung zugänglich. Was bisher sehr teuer war, wurde nun ein Massenprodukt. Der jährliche geschätzte pro Kopf-Verbrauch in Deutschland lag 1874 noch bei etwa 6 kg (das entspricht 110 g pro Woche oder 5 Zuckerwürfel am Tag), heute verbrauchen wir im Schnitt 35 kg (Quelle: SWR odysso), also etwa das 6 fache.

Wir haben uns daran gewöhnt, oft sehr süß zu essen und deshalb fällt es uns schwer auf Zucker zu verzichten. Doch die gute Nachricht ist: Was wir uns über die Zeit angewöhnt haben, können wir uns auch wieder abgewöhnen. Und das geht doch verhältnismäßig schnell.

Was die meisten Menschen, die einen Zuckerentzug gemacht haben, aus Erfahrung wissen, wurde 2014 in einer Studie mit 20 Probanden untersucht. Der Artikel „Does Consuming Sugar and Artificial Sweeteners Change Taste Preferences?“ (auf deutsch: „Ändert der Konsum von Zucker und Süßstoffen die geschmacklichen Vorlieben?„) fasst die Ergebnisse der Studie zusammen.

Die Versuchsteilnehmer verzichteten zwei Wochen lang auf zugesetzten Zucker (auch in Form von Agavendicksaft, Dattelzucker, Ahornsirup, Kokosblütenzucker, Gerstenmalz und Reissirup) und Süßstoffe (z.B. Xylit, Erythrit und Stevia). Bei etwa der Hälfte der Teilnehmer war bereits nach 3 Tagen das Verlangen nach Zucker verschwunden, bei etwa 85% der Teilnehmer war dies nach 6 Tagen der Fall. 75% der Teilnehmer empfanden nach den zwei Wochen ungesüßte Lebensmittel wie z.B. Obst süßer als zuvor. 95% der Teilnehmer empfanden gesüßte Lebensmittel nach dem zweiwöchigen Zuckerverzicht als süßer oder sogar zu süß und gaben an, auch nach dem Experiment weniger oder gar keinen Zucker mehr konsumieren zu wollen.

Ein Zuckerentzug für gesündere Ernährung

Der Autor des Artikels zieht daraus den Schluss, dass das Süße-Empfinden mittels eines zweiwöchigen Zuckerentzuges sozusagen auf das natürliche Niveau zurückgesetzt werden kann. Ein Zuckerentzug könne Menschen somit erleichtern, eine zuckerarme Ernährung umsetzen.

Dies deckt sich auch mit meinen Erfahrungen, die ich beim Zuckerentzug gemacht habe. Leichte Süße z.B. durch Obst nehme ich inzwischen viel intensiver wahr als vor meinem Zuckerentzug. Dadurch vermisse ich Zucker nicht, da meine Lust auf Süßes durch diese leichte Süße bereits befriedigt ist. Wenn du Zucker in deiner Ernährung reduzieren möchtest, könnte dir also ein Zuckerentzug dabei helfen. Meine Erfahrung damit ist sehr positiv. Schau dir gerne auch meine 7 Tipps zum Zuckerentzug an.

Wie ist es bei dir, gehörst du auch eher zu den Menschen, die gerne süß mögen? Hast du nach einen Zuckerentzug einen Unterschied bei der Geschmackswahrnehmung gemerkt?

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